Interview mit Frau Diplom-Psychologin Susanne Anhäuser
vom VPSM-Fachverbund der unabhängigen Experten
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Moderator: Bernd Schröder

M: Hast du gesehen was die Marlene da für ein komisches Grünzeug heute da wieder mitgebracht hat?

Koch: Kuck mal wie sie wieder angezogen ist!

M: Ja so, so türkis, gell.

Koch: So ein bisschen wie ein Papagei.

M: Schluss, aus, Ende, Schnitt. Das muss genügen, liebe Zuschauer das war natürlich nicht ernst, das war eine kleine Szene. Damit wollten wir unser heutiges Thema mal so ein bisschen andeuten und sie ahnen vielleicht
worum es geht im ARD-Buffet an diesem Montag. Mobbing ist das Thema. Also wenn man über die Kollegen herzieht, sie schikaniert das kann ja richtig krank machen, kann böse werden. Das heute unser Thema. Aber, Marlene, erst mal von uns beiden Entschuldigung, du weist wir lieben dich, ist alles wunderbar, du hast tolle Sachen dabei und siehst schick aus!

Ja, liebe Zuschauer, dann zum Thema, was wir gerade so ein bisschen amateurisch angespielt haben, unsere Expertin ist Sabine Anhäuser, Diplompsychologin, herzlich willkommen bei uns im ARD-Buffet, Premiere, glaube ich?

SA: Ja, ganz genau.

M: Wunderbar. Ja war das so halbwegs realistisch, was wir da von uns gegeben haben, läuft das so ähnlich, oder?

SA: Das war so der klassische Flurfunk, den glaub ich jeder mal erlebt, das man über den Einen oder Anderen mal herzieht und mal ein bisschen lästert, ja.

M: Ist das schon Mobbing gewesen, oder ist Mobbing eigentlich noch schlimmer?

SA: Mobbing ist schlimmer, Mobbing ist zielgerichtet, geht über einen langen Zeitraum, und ..., kommt auch häufig vor, das ... sind die Kriterien.

M: Und wie viele Menschen sind betroffen, was schätzt man da, oder was weiß man?

SA: Ja man schätzt so 3,5 % in Europa und 2,9 % der Arbeitnehmer geben das für Deutschland an.

M: Das sind unterm Strich Millionen, das muss man sich klar machen, das sind keine Einzelfälle.

SA: Das stimmt, und die Dunkelziffer ist hoch.

M: Ist sehr hoch, das kommt noch dazu.

SA: Ja.

M: Was kann man tun, was kommt noch dazu, wo sage ich hoppla, was mach ich jetzt in so einem Fall, wenn ich so einen Verdacht habe?

SA: Sich Hilfe holen, Unterstützung holen, schauen, wo man Kollegen hat mit denen man sich verbünden kann. Im Zweifelsfall die Vorgesetzten, Mitarbeiter- vertretungen, Personalrat wenn die nicht irgendwie mit involviert sind oder auch, aber auch in Beratungsstellen gehen, es gibt ja entsprechende Mobbingberatungsstellen, aber alleine kommt man nicht raus.

M: Ja, Ja, man muss auch erkennen, es ist so was, man muss versuchen sich zu wehren, oder alles einfach so hinnehmen?

SA: Ganz genau, es gibt viele die warten sehr lange, die durchschnittliche Dauer sind 1,5 bis 3 Jahre. Es gibt Leute die brauchen noch länger um zu merken, es passiert was.

M: Danke schön, Frau Anhäuser, für diese ersten Einschätzungen.

Liebe Zuschauer, wenn sie Fragen haben zum Thema Mobbing, 0180 2 29 12 15 unsere Buffet-Nummer, kurz sagen was sie wissen möchten, wenn sie solche Fälle kennen, wie kann man helfen, auch als Außenstehender vielleicht, was kann man, kann man sich einmischen, und als Betroffener natürlich sowieso, als Chef vielleicht, der so was mitkriegt, was der den machen kann, wenn das Klima im Betrieb nicht so richtig funktioniert. Kurz anrufen, Fragen, und dann gibt’s die Antworten von unserer Expertin.

M: Zum Thema Mobbing bei uns die Diplompsychologin Susanne Anhäuser, für die „Sabine“ entschuldige ich mich, war keine Absicht, war auch kein Mobbing.

SA: Bin ja noch da.

M: Sie sind noch da, wunderbar.

SA: Ja genau.

M: Ja, also Mobbing das Thema, liebe Zuschauer und wir haben viele
Anrufe und viele Anrufer……

Anrufer:
...Ist das schon eine Form von Mobbing, jemanden wegzuloben?

SA: Normalerweise steht ja im Arbeitsvertrag das man verschieden eingesetzt werden kann, das wäre eine Sache die sie vielleicht mit dem Betriebsrat, oder wer auch immer da bei ihnen zuständig ist, klären müssen, es geht mehr so in die Richtung rechtliche Frage. Mobbing "durch wegloben", würde ich erst mal nicht so einstufen, die Frage ist, inwieweit sie davon betroffen sind, persönlich und was die Auswirkungen für sie sind,
das müsste man noch näher beleuchten, in dem Zusammenhang.

M: Also keine ganz eindeutige Sache, wie ja, glaube ich sowieso bei Mobbing die Grenzen ein wenig fließend sein können.

SA: Auf alle Fälle, also viele Prozesse (hab ich ja schon auch im Vorgespräch gesagt) haben so eine Art Unfallcharackter und man muss immer ganz genau schauen wer,  wann, was, wo. Und so Erstberatungen dauern eben auch anderthalb Stunden um eine Diagnose zu erhalten.

M: Wir versuchen es mal im Schnelldurchlauf, heute hier im ARD-Buffet.
Frau G. aus O.

Anrufer:
...weist mir jeden Tag nach, dass ich zu langsam wäre und zu schlecht, ist das Mobbing?

SA: Wie lange geht das denn schon?

Anrufer:
Das geht genau seit 01.01.2005.

SA: Das ist schon ein langer Zeitraum, ja. Weil ich ja vorhin gesagt habe, so ein Kriterium ist die Dauer. Ich bin immer vorsichtig mit dem Begriff Mobbing. Eskalierter Konflikt ist so die Überschrift mit der ich lieber arbeite. Was hat das denn für Auswirkungen für sie persönlich?

Anrufer:
Er will mich aus der Abteilung raus haben, in eine ungeliebte Tätigkeit. Ich mache diesen Job bereits seit über dreißig Jahren, bin auch absolut qualifiziert dafür und er möchte mich gerne mit einer Änderungskündigung raus haben. Es geht soweit, dass Gespräche nur noch mit meinem Anwalt zusammen stattfinden. Der Betriebsrat hält sich raus, weil er sagt sie können mir nicht helfen, etc., etc.

SA: Also dann ist die Brisanz ja schon eine ganz Andere, mit der Hintergrundinformation, das ist schon ein extremes Beispiel für gewollte Ausgrenzung, ja.

M: Was wäre da zu tun, in so einem Fall, kann man da sich Hilfe holen, wenn im Betriebsrat schon gemauert wird, oder der sich nicht zuständig fühlt?

SA: Ja die Frage ist, wie lange sie das aushalten, wie lange geben sie sich noch da unter den Bedingungen arbeiten zu können. Ich glaube, das ist das Kriterium, man hat nur eine Gesundheit und da muss man schauen was man mit der ... , wie weit man das schafft, oder ob man sagt dann gehe ich lieber. Ansonsten versuchen sie sich in ihrer Nähe eine Beratungsstelle zu organisieren, die auch mit Juristen und Ärzten im Team arbeitet. Um da zumindest eine Unterstützung für eine Strategie zu erhalten .

M: Vielen Dank. Herr P. aus K.

Anrufer:
Guten Tag, mein Problem ist folgendes, ich bin im öffentlichen Dienst beschäftigt und gehe eigentlich davon aus, das der öffentliche Dienst sich an Recht und Ordnung halten sollte. Aber da wird mit so verfeinerten Methoden gemobbt, im wahrsten Sinne des Wortes, dass man es also schon geschafft hat, dass ich in
... Behandlung bin und zur Zeit also auch einen Psychiater habe, zu dem ich regelmäßig hingehe und auch krank geschrieben bin.

Ich kann einfach nicht mehr und ich weiß beim besten Willen nicht wie man da, wie ich jetzt weiter vorgehen soll, ... und überlege wie ich aus diesem Prozess rauskomme. Es ist...

M: Können sie mal ganz kurz sagen, wie sich das bei ihnen darstellt, das Mobbing,was ihnen da widerfährt?

Anrufer:
Ja, man hat, am Anfang hat man mich aus meinem Beruf rausgemobbt indem man das so weit gedreht hat, dass man nachher so getan hat als wenn ich dazu nicht fähig wäre, das ist lächerlich. Und dann hat man mich an eine andere Stelle versetzt und hat mir ein, so ein Projekt übergeben, das angeblich nur ein Jahr dauern sollte und so, und nach einem viertel Jahr hat man mich auch da rausgedrückt, weil es viel einfacher war - das mit einem Ein-Euro-Jobber zu machen. So, und ich bin mir da keiner Schuld bewusst oder so. Man hat mir dann immer so wieder Schuld eingeredet, hat also auch, ist auch hin gegangen, nachdem, obwohl ich da noch eine andere Firma dazu geworben habe...

M: Schönen Dank, wir wollen grad mal hören was unsere Expertin dazu sagt, was sie jetzt gehört hat, bis jetzt.

SA: Ja, im öffentlichen Dienst wird gerne gemobbt, das ist so. Das hört sich wirklich danach an, das sie eine Strategie brauchen um da heil, mit heiler Haut die sie noch haben, raus zu kommen.

Auch da kann ich ihnen nur dringend ans Herz legen über den Fachverbund zum Beispiel des Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing in Wiesbaden sich eine Beratungsstelle in ihrer Nähe zu suchen und da mit den Experten eine Strategie zu entwickeln um da rauszukommen. Bleiben?! Müssen sie entscheiden wie lange sie sich da geben.

M: Ich denke wir blenden mal ganz kurz unsere Internetadresse ein, www.ardbuffet.de wenn wir sie vorliegen haben, weil ich denke das wir da auch einen Link auf diese Adresse machen können, dass man das natürlich dann auch schriftlich hat, wenn wir es jetzt nicht haben, kommt bei Gelegenheit unsere Internetadresse ... 

So, Frau R. aus S.

Anrufer:
...warum gibt es im Arbeitsrecht keine Möglichkeit dagegen anzugehen, kaum ein Anwalt übernimmt das Thema Mobbing....

SA: Ich muss das leider bestätigen. Es gibt im Arbeitsrecht ... , selbst das Diskriminierungsgesetz hat das, was im Gespräch war, hat das Thema Mobbing nicht explizid aufgegriffen. Rechtlich, rechtliche Handhabe ist ganz schwierig und  deswegen scheuen sich Anwälte auch ...

M: Wir merken aber bei den Anrufen schon und bei den Antworten, das ist ein Thema, das kann man nicht mit ja oder nein nur kurz beantworten?

SA: Nein, nein.

M: Das braucht Zeit, da haben Sie völlig Recht, was Sie vorhin gesagt haben.
Deswegen auch, liebe Zuschauer unser Angebot, ab 13:00 Uhr können sie noch mal bei uns anrufen, die Nummer kennen sie ja, 0180 2 29 12 15. Mobbing, das was wir auch mit dem Stuhl hier vorne angedeutet haben, an dem die Säge zu sehen ist, wenn da also gesägt wird, darum geht es ja oft, das der Job verloren geht, man Existenzängste bekommt und krank wird, das haben wir ja auch vielfach gehört, das ist die Auswirkung.
Schönen Dank Frau Anhäuser.

SA: Gerne.

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