Interview mit Herrn RA Christoph Kluss
vom VPSM-Fachverbund der unabhängigen Experten
Die ersten Symptome sind fast immer die Gleichen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen und dann zeigen sich die psychischen Folgen oft in Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und auch Angstzuständen. Die Rede ist von Mobbing. Also von der systematischen Schikane, zum Beispiel am Arbeitsplatz
und die ist bei uns alles andere als eine Seltenheit. Aktuelle Studien gehen
davon aus, dass in Deutschland jeder neunte Arbeitnehmer von Mobbing
betroffen ist. Wir werden gleich mit einem Experten darüber sprechen.
Und einer der sich mit Mobbing bestens auskennt ist der Rechtsanwalt:
Christoph Kluss, Herzlich Willkommen!
Guten Tag!
Herr Kluss, Sie arabeiten für den Verein VPSM, können Sie uns vielleicht erst
mal sagen, was das bedeutet und was Ihr Verein genau macht?
Der VPSM ist der Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing. Der Verein
hat einen Verbund mit verschiedenen Fachleuten, das sind Pädagogen, Psychologen, Mediziner oder auch Juristen selbstverständlich. Und in diesem Zusammenhang versucht man den Stress am Arbeitsplatz, den Konflikt am Arbeitsplatz entsprechend zu vermeiden, vorzubeugen und dagegen
anzugehen.
Darüber sprechen wir gleich noch mal. Vielleicht gehen wir erst noch mal auf den Typ Mobbingopfer ein, würden Sie sagen es gibt bestimmte Charaktereigenschaften, bestimmte Verhaltensweisen die einen dazu prädestinieren sozusagen, Mobbingopfer
zu werden?
Es gibt eigentlich keinen Typus der typischerweise dem Mobbing unterliegt.
Es gibt ganz viele Mobbingarten, genauso entsprechend gibt es auch Leute die
der entsprechenden Wirkung unterliegen. Die Fälle die zu mir kommen sind meistens Fälle, die schon zu früh eigentlich mich aufsuchen, sonder sie
müssten eigentlich mehr in diese Beratungsstellen rein. Das wäre Eines
um dort erst mal die Hilfe zu bekommen, weil ich als RA eher der Letzte in der Nahrungskette bin, der den Leuten helfen kann.
Aber es ist oft doch sicherlich schwierig zu unterscheiden, ist es ein Mobbingopfer oder ist es jemand der sehr sensibel ist ,der sich irgendwie angegriffen fühlt,
wie erleben Sie das in Ihrer Praxis?
Das ist genau das Problem an der Sache, das ist da so, wenn Menschen in irgendeiner Form permanentem Stress und Anfeindungen über einen längeren Zeitraum (zielgerichtet) ausgesetzt sind, das versteht man unter Mobbing,
kann das so sein das sie sich auch wehren. Und im Rahmen dieses Wehrens,
sich überziehen, und damit eine Eskalation in dem Konfliktverhältnis eigentlich aufbauen, mit der Konsequenz, das nicht mehr so ganz leicht klar ist,
wer eigentlich Täter oder Opfer ist.
Und wie sollte man sich also verhalten, wenn man glaubt, das man gemobbt wird, im Beitrag haben wir gehört man sollte sich wehren, man sollte sich durchsetzen, welche Tipps haben Sie noch?
Also das Wehren ist natürlich immer schwierig, weil wenn man sich wehrt kann
das ja gerade zu der Überziehung entsprechend führen. Sinnvoll ist es halt in erster Linie mal aufzuschreiben welche Vorfälle passiert sind und dann mit den Kollegen auch noch zu sprechen um festzustellen, stimmt das oder bin ich auf
der falschen Seite, und wenn man das geklärt hat mit dem Arbeitsverhältnis, ob man die Möglichkeit hat eine Bereinigung zu führen, erst dann kann man sich ...
Und wenn das alles nichts hilft, dann können die Mobbingopfer Hilfe bei einer Beratungsstelle wie bei Ihnen aufsuchen. Erklären Sie doch mal genau was Sie da
so machen!
Diese Beratungsstelle ist eine, wie ich Eingangs sagte, ein Konglomerat aus verschiedenen Fachleuten und im Rahmen dieses Konglomerates werden diese Fachleute tätig, sie werden im Rahmen der Konfliktbereinigung tätig, sie werden,
... versuchen ... den Arbeitsplatz zu klären indem auch der Vorgesetzte ...
(angehört wird) um in einem gemeinsamen Gespräch dort eine
Konfliktbereinigung zu finden.
Was würden Sie sagen, mit welcher Erfolgsquote arbeiten Sie?
Einer sehr hohen, das ist schon sehr erstaunlich, das wenn man die Leute mal
an einen Tisch bringt, gerade bei dem VPSM, so, der, -will mal sagen als
externe Feuerwehr gilt- , das dann ein Dritter entsprechend reinkommt ins
Spiel, das dann eine andere Bereitschaft ist, das Problem zu lösen, als wenn
man versucht das untereinander zu klären.
Und schwierig stelle ich es mir vor wenn zum Beispiel auch der Chef am Mobbing beteiligt ist, haben Sie dazu auch schon Erfahrung gemacht, wie reagieren Sie da?
Das ist klar, das ist natürlich ein großes Problem. Sinn macht es natürlich immer
das Gespräch zu suchen, unmittelbar mit dem Vorgesetzten. Und festzustellen
das gewisse Verhaltensweisen stören. Kann man das nicht, dann ist das nur möglich mit Anderen, mit Dritten, respektive anderen Arbeitskollegen oder
letzten Endes dann mit Hilfe eines externen Vereins, in dem solche Versuche unternommen werden die Konflikte zu lösen.
Aber wenn es in der Beratungsstelle nicht hilft dann bleibt natürlich noch der rechtliche Weg.
Genau.
Der Weg dann wahrscheinlich auch zu Ihnen als RA, wie gehen Sie da vor?
Das ist dann mein Weg. Mein Weg ist, wie ich Eingangs schon sagte, eigentlich
der letzte Schritt in der ganzen Sache, wenn die Leute zu mir kommen oder auch vom Verein zu mir geschickt werden, hat es eigentlich dann die Konsequenz das
es mir darum geht wie kann man sinnvoll das Arbeitsverhältnis lösen. Und im Rahmen dieser Lösung des Arbeitsprozesses macht es Sinn den RA einzuschalten, damit da keine Fehler auch finanzieller Art entstehen können.
Aber sicherlich ist es erst mal besser die Beratungsstelle aufzusuchen.
Das ist in erster Linie ganz, ganz wichtig. Ich bin nach wie vor immer das Schlusslicht von der ganzen Sache.
Vielen Dank, Herr Kluss, für diese Informationen!
Bitte schön!