„Sind gezielte Kampagnen“
Veranstaltung von ÖTV und AsF zu Mobbing / Unternehmenskultur
Das Thema „Mobbing“ werde in den Medien gerne bagatellisiert, begann Kirsten Rohleder-Oswald ihren Bericht über „Psychosozialen Stress am Arbeitsplatz“. Daß die Problematik aktueller ist denn je, zeigte der große Zuspruch zu der gemeinschaftlich von ÖTV- und AsF-Frauen organisierten Veranstaltung im Gerd-Laubner-Haus. „Was kann ich denn bloß tun?“ fragte eine Frau verzweifelt. „Es gibt keine andere Stelle in unserem Haus, wohin ich mich versetzen lassen könnte.“ Und kündigen, ist bei der heutigen Arbeitsplatzsituation riskant, zumal gemobbte Leute nach monatelanger Isolierung, Verhöhnung, Diskreditierung oft so krank seien, daß sie bei einem Vorstellungsgespräch kaum Chancen hätten, ergänzte die Expertin.
Die Diplompsychologin beschäftigt sich schon seit einigen Jahren intensiv mit der Mobbingforschung und arbeitet im Wiesbadener Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing. Sie zog in ihrem ausführlichen Referat klare Grenzen: Mobbing sei nicht zu verwechseln mit Konflikten, wie sie immer mal auftreten unter Kollegen, es handle sich vielmehr um eine gezielte Kampagne, die sich über lange Zeit in großer Regelmäßigkeit abspiele. Oftmals um Mitbewerber aus ihrer Position zu drängen. Nicht nur die Gemobbten erleiden große gesundheitliche Schäden, sondern auch das Unternehmen selbst, führte die Referentin aus. Denn selbst wenn der Gemobbte das Handtuch werfe, sei mit dem nächsten Fall schon bald zu rechnen. Während sie dem einzelnen riet, schnell Unterstützung zu suchen, mahnte Rohleder-Oswald auch einen gesellschaftlichen Wertewandel an. Wichtigster Ansatzpunkt allerdings sei eine Verbesserung der Unternehmenskultur, angemessene, ausgeglichene Verteilung der Arbeiten, breiter Informationsfluß, Vertrauenspersonen, Einschalten von Vermittlern.