Scherz oder Mobbing?
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Witze am Arbeitsplatz sind oftmals eine Gratwanderung

Von DPA-Mitarbeiter Andreas Heimann

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das gilt auch unter Kollegen. Ob kleine Scherze als Beitrag zur Hebung der Stimmung empfunden werden oder als nervtötend, ist manchmal eine schmale Gratwanderung. Lästern, Schimpfen, Dampf ablassen – gerade am Arbeitsplatz ist das nichts ungewöhnliches. Mitarbeiter der einen Abteilung reden oft wenig schmeichelhaft über die Kollegen der anderen: „Diese Vorurteile gibt es nun einmal", sagt Andreas Rother, Dozent für Markforschung und Autor aus Nürnberg. „Die Kollegen vom Marketing gelten als Schaumschläger, die vom Controlling als Erbsenzähler." … „Es ist etwas anderes, wenn Häme ins Spiel kommt."

Mal über den einen, mal über den anderen Kollegen zu witzeln, hält auch Lothar Drat für unproblematisch. „Es gehört zu einem guten Betriebsklima, dass über andere gelacht wird –allerdings möglichst so, dass die mitlachen können", sagt der Gründer des Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing in Wiesbaden. Auch abwertende Bemerkungen beispielsweise zum Kleidungsstil von Kollegen nach dem Motto „Was hat denn die bloß für Klamotten an?" seien noch kein Mobbing. „Davon ist erst auszugehen, wenn es zielgerichtet, häufig und über einen längeren Zeitraum passiert", erläutert der Sozialpädagoge. Subjektiv könne es allerdings durchaus sein, dass sich die Betroffenen bereits gemobbt fühlen.

Die Grenze ist überschritten, wenn jemand unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dass er Witzeleien nicht mehr komisch findet, die anderen aber dennoch weitermachen, sagt Rechtsanwalt Martin Wolmerath aus Hamm. „Wenn es nur ein Spaß war, der zu weit ging, hilft es oft schon, das anzusprechen," rät der Jurist. „Wenn es andere Konflikte sind, die in den Witzeleien zum Ausdruck kommen, nützt das meist nichts." Betriebsvereinbarungen, in denen Regeln für den partnerschaftlichen Umgang festgelegt werden, können dazu beitragen, dass Konflikte nicht eskalieren…

 

Meinung

Für ein gutes Klima sorgen

Von SZ-Redakteur Wulf Wein

Mit der Stimmung am Arbeitsplatz ist das so eine Sache. Heute muss man oft schon. froh sein, wenn die Beschäftigten nicht vor lauter Angst um ihre Arbeitsplätze wie versteinert wirken und jeden Fehler eines Kollegen nutzen, um dessen Qualifikation in Frage zu stellen. Für ein gutes Betriebsklima müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam sorgen...

Genauso wichtig ist aber, dass Chefs ihren Mitarbeitern das Gefühl geben, mit ihnen vertrauensvoll (und dauerhaft!) zusammenarbeiten zu wollen.

Literatur. … Heinz Leyman: Mobbing, Rowohlt, ISBN 3-499-26374-2, 5 Euro; Axel Esser/Martin Wolmerath: Mobbing, Bund-Verlag: ISBN 3-7663-3496-4, 14,90 Euro.

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